461. Bremer Montagsdemo
am 24. 02. 2014  I◄◄  ►►I

 

Neues Nachdenken über eine Sonderrechtszone für den abgehängten Teil der Bevölkerung

Elisabeth Graf1. Vor vier Jahren wurde in Bremen das sogenannte Stadtticket eingeführt, das in anderen Städten gern auch als Sozialticket bezeichnet wird. Mit den Nutzerzahlen stieg der Preis: Für Kinder müssen mittlerweile 24,30 Euro gezahlt werden, für Erwachsene 30,70 Euro. Durch die zumeist halbjährlich vorgenommenen Erhöhungen wurden die in den Hartz-IV-Regelsätzen vorgesehenen Beträge für Mobilität dramatisch überschritten. In meinen Augen wird das Stadtticket damit faktisch ad absurdum geführt, denn die Nachfrage könnte noch weitaus größer sein, wenn sich die Klientel, für die es schließlich gedacht ist, sich dessen Nutzung auch leisten könnte.

Eigentlich ließe sich das sehr einfach bewerkstelligen, wenn nämlich zum Beispiel durch eine Übertragbarkeit des Tickets soziale Härten gemindert würden. Uneigentlich lehnt die Verkehrsdeputation leider eine Erweiterung des Stadttickets ab, mit der Hartz-IV-Bezieher und ihre Kinder verbilligt Bus und Bahn fahren könnten, weil sie nicht für finanziell leistbar gehalten wird. Werden denn durch eine Übertragbarkeit tatsächlich faktische Mehrkosten in verheerendem Ausmaß verursacht, wenn es doch gar nicht gleichzeitig mehrfach genutzt werden kann?

Handelt es sich nicht um Korinthenkackerei, wenn darauf beharrt wird, dass ausnahmslos alle Zeitfahrkarten mit besonderen Preisvorteilen wie Jobticket oder das Jugendfreizeitticket personengebunden seien und das Stadtticket da keine Ausnahme machen dürfe, sodass es ebenso wie das gegenwärtig 56,70 Euro kostende Normal-Monatsticket regelmäßige Preissteigerungen erfordere, weil es sonst nicht zu finanzieren sei?

Blendet diese Argumentation nur aus, dass eine bessere Auslastung des öffentlichen Personennahverkehrs dessen Rentabilität steigert, oder ist eine uneingeschränkte Mobilität für Erwerbslose und andere finanziell Arme gesellschaftlich unerwünscht, da ja die für Mobilität vorgesehenen Regelbedarfe keineswegs gleichzeitig in dem Maß angehoben werden, wie die Bremer Straßenbahn-AG ihre Preisschraube anzieht?

 

2. Massenhaft fehlerhafte Bescheide und juristische Marathonkämpfe um lebensnotwendige Kleinstbeträge: Das scheint die Formel dafür zu sein, dass Hartz IV ein Rechtsdesaster bleibt. Während sich die Bundestagsabgeordneten vor ein paar Tagen eine satte Diätenerhöhung um 830 auf 9.082 Euro pro Monat genehmigten (mit welcher Berechtigung und wofür eigentlich?), bereitet die Bundesregierung mit einem Streichkonzert weitere Härten für Transferleistungsbezieher von Arbeitslosengeld II und der Pseudo-Grundsicherung vor. Dabei hat der Bundesgerichtshof seine bisherige Rechtsprechung bestätigt, dass eine Pfändung von Sozialleistungen ausgeschlossen ist.

Da sollen Aufwandspauschalen für Ehrenamtliche bald stärker mit der Leistung verrechnet werden und zum Beispiel vom Jobcenter für Stromschulden gewährte Darlehen von Erwerbslosen künftig mit 30 Prozent des Regelsatzes abgestottert werden. Bisher durfte die Behörde nur zehn Prozent monatlich zurückverlangen, „um das Existenzminimum nicht zu unterschreiten“. Dabei bringen steigende Stromkosten Hartz-IV-Bezieher häufig in existenzielle Bedrängnis, weil für Alleinlebende dafür lediglich 32,68 Euro pro Monat vorgesehen sind, wovon aber zusätzlich auch noch die Wohnung instand gehalten werden muss.

Vielen Betroffenen droht praktisch ein rechtsfreier Raum, wenn das Amt überzahlte Beträge sogar ohne Bescheid zurückfordern darf und Mitglieder der Bedarfsgemeinschaft noch stärker als bisher für behördliche Rückforderungen haften. Auch Hartz-IV-Bezieher, denen über Jahre hinweg zu niedrige Leistungen gezahlt wurden, sollen rechtloser werden. Als ob es nicht schon zum Himmel schreien würde, dass sie schon seit 2011 einen Überprüfungsantrag nicht mehr vier Jahre rückwirkend geltend machen können, sondern nur noch für ein Jahr, sollen die Jobcenter künftig das Geld gar nicht mehr nachträglich erstatten müssen.

Besonders perfide dabei ist, dass Widersprüche und Klagen keine aufschiebende Wirkung haben, außer wenn das Sozialgericht auf Antrag des Betroffenen die einstweilige Aussetzung der Vollziehung verfügt hat. Dies ist wohl nur den allerwenigsten Betroffenen bekannt! An den Sozialgerichten geht es bei vielen Verfahren um „angemessene“ Unterkunftskosten, wobei die Jobcenter diesen Rahmen extrem eng stricken. Bereits jetzt fordern Behörden Leistungsbezieher dazu auf, sich Umzüge genehmigen zu lassen. Das soll nicht nur zur gesetzlichen Pflicht avancieren, sondern sogar dazu führen, dass die Behörde bei fehlender Zustimmung für eine teurere Wohnung auf unbestimmte Zeit lediglich die alte Miete übernehmen muss.

Eine Arbeitsgruppe regt unter weitere asoziale Grausamkeiten an, etwa Aufstockern den anrechnungsfreien Einkommensbetrag und Alleinerziehenden den Mehrbedarf zu kürzen. Selbständige sollen verpflichtet werden, innerhalb von zwei Jahren zu belegen, dass ihre Arbeit „rentabel“ sei. Neue Partner sollen sofort zum Unterhalt für den Leistungsbeziehenden verpflichtet werden. Harald Thomé von der Sozialberatung „Tacheles“ resümiert, für den ohnehin abgehängten Teil der Bevölkerung werde „eine Sonderrechtszone zementiert, die immer stärker vom einst gültigen Sozialrecht abweicht“, die Grundrechte aushebelt und die Gesellschaft weiter spaltet.

Er fordert nun Erwerbslosenverbände und politische Opposition auf, sich den Verschärfungen entgegenzustellen. Schön, dass Arbeitslose wenigstens auch Diäten bekommen, weil ja nicht bloß die Stromspreise exorbitant steigen, sondern die Kosten für die gesamte Lebenshaltung! Trotz der geradezu lachhaften Erhöhung des Regelsatzes um neun Euro sinkt die reale Kaufkraft 2014 gegenüber 2013. Weniger Geld fürs Essen bedeutet aber nicht weniger Fett, weil gerade Fastfood und billige Nahrungsmittel viel Fett und Zucker enthalten.

Elisabeth Graf (parteilos, aber Partei ergreifend) – siehe auch „Die Linke

 

Es gibt Milliardengewinne durch den flächendeckenden Bruch des Fernmeldegeheimnisses

Hans-Dieter Binder1. Wie fühlt sich wohl der Leiter einer Behörde, wenn er vor einen Unter­suchungs­aus­schuss geladen ist? Er muss alles beantworten. Er weiß etwas mehr als alle anderen, wenn er weiß, dass gegen den Leiter des Un­ter­su­chungs­aus­schus­ses derzeit ein Verfahren anhängig ist. Ein aufrüttelndes Thema! Ja, wie fühlt sich so ein Behördenleiter? Eventuell kann der Chef des Bundeskriminalamtes diese Frage beantworten. Ruft doch einfach mal an! In der „Heute-Show“ vom 21. Februar 2014 wird ebenfalls ein Anruf beim Bundesnachrichtendienst nahegelegt. Herr Gabriel hat festgestellt: Nicht nur Herr Oppermann, sondern jeder kann den BKA-Chef anrufen. Dort steht auch dessen Telefonnummer (Minute 5:30).

 

2. Die EU wird den Gentechnik-Mais 1507 zulassen. Der damalige Landwirtschaftsminister hat sich bei der entsprechenden Abstimmung enthalten – gegen seine eigene Überzeugung: Hans-Peter Friedrich hat weisungsgebunden abgestimmt. In einem „Spiegel“-Bericht spricht er von Differenzen mit dem Wissenschaftsministerium. Später wird er eindeutiger: Es gab eine Weisung der Bundeskanzlerin. Angela Merkel selbst habe ich dazu nicht gehört.

Was ist von einem Koalitionsvertrag zu halten, der bei solch einer lebenswichtigen Entscheidung einfach gebrochen wird? Genveränderungen enden nicht am Feldrand, sie breiten sich aus! Herr Friedrich wollte trotz Enthaltung den Anbau dieser genveränderten Pflanze in Deutschland verbieten. Was wird sein Nachfolger machen? Wie reagiert die SPD? Ich will diesen Mais nicht! Die Mexikaner wollen diesen Mais nicht mehr, die Bauern in Brasilien auch nicht. „Report München“ hat den „Wundermais“ entzaubert: Es werden mehr Pflanzenschutzmittel benötigt, und der Ertrag ist geringer. Diese Informationen sind auch für Politiker zugänglich.

 

3. Herr Friedrich hat die Weisung von Frau Merkel erläutert: Die Kanzlerin sei auch nicht richtig für den Gen-Mais, wolle jedoch die USA nicht noch mehr verärgern. Daher habe sie die Stimmenthaltung angeordnet. Dies ist die falsche Begleitmusik zu den Verhandlungen über das Freihandelsabkommen mit den USA! Die Vereinigten Staaten haben auch in der Vergangenheit nur auf starke Verhandlungspartner reagiert. Dieser Vertragsentwurf ist in allen bisher bekanntgewordenen Passagen für Europa eine Unterwerfungserklärung.

Professor Rudolf Hickel hat dem „Weser-Kurier“ sein neues Buch erläutert. Dabei hat er die Risiken des geplanten Freihandelsabkommens mit den USA aufs Korn genommen: Sie sind in der jetzigen Vorlage größer als die Chancen. Globalisierung dürfe es nur unter Wahrung von Mindeststandards geben. Dem ist nichts hinzuzufügen.

In der „Heute-Show“ vom 21. Februar 2014 wurde der verhandelnde EU-Kom­mis­sar de Gucht auf eine Fehlargumentation hingewiesen, denn das geschätzte Wachstum beträgt nur 0,49 Prozent (sehenswert ab Minute 23:40). Herr de Gucht wähnt die Verhandlungen mit den USA auf einem „guten Weg“. Er will die EU-Standards erhalten. Wie, sagt er nicht. Die EU wird ihre Gesetze nicht ändern, doch wenn es nicht im Abkommen steht, wird Europa sich unterwerfen müssen, weil die Firmen auf Schadenersatz klagen. Herr de Gucht, legen Sie die Pläne offen, die Entwürfe und die abgehandelten Klauseln!

 

4. Die Verletzung unseres Post- und Fernmeldegeheimnisses wird so auch nicht wieder hergestellt. Die USA machen einfach weiter wie bisher, nur Frau Merkel darf nicht mehr abgehört werden. Es dürfe dadurch aber keine Information verloren gehen, wurde die NSA angewiesen. Frau Merkel hat beim Telefonieren immer zumindest einen gewollten Gesprächspartner. Da sowieso alles abgefischt wird, geht nichts verloren, denn der Angerufene wird ebenso abgehört.

Der Rest kann jederzeit aus dem vollständigen Abfischen aller Gespräche, SMS und Mails rekonstruiert werden. Circa 300 Entscheidungsträger in Deutschland werden direkt abgehört, Führungskräfte aus Politik und Wirtschaft. Mit dieser Klarstellung wird die „Terrorabwehr“ immer märchenhafter! Kurz bevor der Abhörskandal aufflog, war im „Weser-Kurier“ zu lesen, dass es der Wirtschaft in den USA sehr gut gehe. Über den Grund wurde gerätselt.

Aktuell ist durch den Bruch des Fernmeldegeheimnisses ein erheblicher Wettbewerbsvorteil zu erlangen: Frau von der Leyen will die Beschaffung des Bundesverteidigungsministeriums neu ordnen. Unternehmensberater sollen in die Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Für den Lauscher an der Wand, pardon: in der Leitung ist das ein Milliardengewinn. Rüstungsproduzenten können schnell mal eine Unternehmensberatung kaufen, die im Verteidigungsministerium oder bei der Ministerin schon einen Ruf hat. Welche Beratungsfirma in Frage kommt? Ganz einfaches Abhören beantwortet diese Frage!

 

5. Wer ALG II erhalten will, muss vorher das eigene Vermögen bis auf die Freibeträge aufbrauchen. Dabei sind auch Verluste hinzunehmen. Die Rückkaufswerte von Lebensversicherungen sind eine solche Verlustquelle. Das Bundessozialgericht hat jetzt seine eigene Rechtsprechung klargestellt und dabei einer ALG-II-Betroffenen die Nichtauflösung ihrer Lebensversicherung vorläufig zugestanden. Das Verfahren wurde an das Landessozialgericht Schleswig-Holstein zurücküberwiesen, entsprechend prüfen muss. Die Urteilsbegründung ist noch nicht erfolgt. Das Bundessozialgericht sah in diesen Fall eine besondere Härte (Aktenzeichen B14 AS 10/13 R-B.) Es ist eine wegweisende Entscheidung. Bei der Arbeitslosenhilfe wurden die gesetzlichen Regelungen insgesamt gekippt, weil keine Härtefälle geregelt wurden. Die Bestimmungen des SGB II („Hartz IV“) wurden von der Arbeitslosenhilfe übernommen. Werden nun endlich diese vermögensvernichtenden Regelungen insgesamt gekippt?

 

6. Auf nichts ist dieser Staat besser vorbereitet als auf Gewalt, siehe 454. Bremer Montagsdemonstration. Der Staat sieht da noch Handlungsbedarf. Bei „Heise“ ist nachzulesen, dass die Bundespolizei zusammen mit anderen Polizeikräften die „Behandlung“ einer „Blockupy-Demo“ geübt hat. Aktiv teilgenommen haben auch zwei Hundertschaften der französischen Polizei. Die Polizei in Frankfurt unterbreitet inzwischen dem Bündnis „Blockupy“ ein Gesprächsangebot über die Gewalt auf der Demo 2013.

Die Hamburger Polizei hat eine Demo nach Frankfurter Muster „explodieren“ lassen und eine falsche Presseerklärung herausgegeben. Sie war aber nicht vorsätzlich, sondern nur versehentlich falsch, so die Polizei. Ein Schutzpolizist mit Namensschild schafft Vertrauen zwischen Polizei und Bürger – Prügeleinsätze wie in Hamburg, Frankfurt und auch Stuttgart zerstören dieses Vertrauen nachhaltig. Das gilt besonders, wenn die Polizeiführung den „Erstschlag“ auch noch vertuscht! Bei der Beurteilung muss mensch berücksichtigen, dass die Polizei weisungsgebunden handelt. Die Demo-„Explosion“ in Hamburg erfolgte ebenfalls auf Anweisung der Politik!

Die 23. Einsatzhundertschaft in Berlin soll in den Jahren 1992 bis 2007 einen Film mit dem Titel „Die durchgeknallten Freaks der 23.“ gedreht haben. Das Video dauert insgesamt zwei Stunden und soll unter anderem homophobe und rassistische Stereotypen bedienen. Die Szenen wurden wohl teilweise auf dem Dienstgelände der Berliner Polizei gedreht. Dies ist unglaublich. Darum Montagsdemo, Kopf zeigen: Ich bin nicht einverstanden! Ich will die Zukunft lebenswert gestalten!

Hans-Dieter Binder („Die Linke“)
 
„Bringen Sie den Bagger rein“: „Oberste politische Ebene“ machte rigide Vorgaben zur Niederschlagung der Proteste gegen „Stuttgart 21“ („Spiegel-Online“)

 

Demokratie funktioniert nur
in einer vernünftigen Welt

Helmut MinkusAm Dienstag vorletzter Woche gab es wieder eine spannende Abstimmung zwischen den Landwirtschaftsministern der 28 EU-Mitgliedsstaaten. Spannend war sie für die Landwirtschaft und für Bürger(innen), denen es nicht egal ist, welche Nahrungsmittel sie in Zukunft essen möchten: Es ging um nichts Geringeres als darüber abzustimmen, ob in Europa eine neue genmanipulierte Maispflanze mit dem „Namen“ 1507 zum Anbau zugelassen werden soll, entwickelt von den Firmen Pioneer/DuPont und Dow Agro-Sciences und beworben als „bessere“ Alternative zum bereits 2009 verbotenen Gen-Mais MON 810 vom Weltgauner Monsanto.

Der neue Mais 1507, auch Herculex genannt, hat folgende „hervorragende“ Eigenschaften: Er ist insektenresistent, das heißt während der gesamten Wachstumsperiode wird in allen Teilen jeder einzelnen Pflanze ein Insektengift produziert. Die Giftkonzentration ist besonders in den Pollen viel höher als beim verbotenen MON 810. Der neue Mais ist herbizidtolerant, das heißt er kann mit dem in Deutschland verbotenen Pflanzengift Glufosinat besprüht werden, ohne dass es ihm etwas anhaben kann. Er ist außerdem tolerant gegen das berüchtigte Glyphosat, das in Deutschland zu 40 Prozent eingesetzt wird. Diese Gift produzierenden und mit Giften eingesprühten Gen-Pflanzen werden dann an unsere Nutztiere verfüttert. In den USA sind sie sogar in Lebensmitteln enthalten.

Obwohl sich das EU-Parlament am 6. Januar 2014 gegen eine Zulassung ausgesprochen hatte, wurde Mais 1507 von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) für unbedenklich erklärt und dem EU-Ministerrat zur Abstimmung freigegeben – trotz der oben beschriebenen Eigenschaften; trotz weiterer Umweltrisiken wie Resistenzbildung, Pollenflug, Auskreuzung; trotz Bewertungsfehlern (die viel höhere Giftkonzentration als im MON 810 wurde durch die EFSA nicht ausreichend untersucht); trotz Verfahrensfehlern (den Mitgliedsstaaten wurde kein Gutachten zur Sicherheitsbewertung vorgelegt, also das Vorsorgeprinzip verletzt); trotz der Ablehnung durch die Landwirtschaftsminister fast aller Bundesländer außer Sachsen und Sachsen-Anhalt; trotz der Ablehnung von 88 Prozent aller Bundesbürger(innen) laut Umfrage der „Gesellschaft für Konsumforschung“ im Auftrag von „Greenpeace“.

Im Vertrag der Großen Koalition steht: „Wir erkennen die Vorbehalte des Großteils der Bevölkerung gegenüber der Grünen Gentechnik an“. Trotz dieses Versprechens ist die Koalition tief gespalten. SPD und Grüne sind gegen die Zulassung von Mais 1507, ebenso der christliche Teil der CDU/CSU und der noch bis vor wenigen Tagen amtierende CSU-Ernährungs- und Landwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich. Doch selbst vom Partner CDU wurde das christliche Argument, der Schöpfung dürfe nicht ins Handwerk gepfuscht werden, glatt ignoriert. Von seiner Chefin Merkel beziehungsweise dem Kanzleramt und dem CDU-Ministerium für Forschung wurde Minister Friedrich befohlen, sich bei der Abstimmung für Deutschland zu enthalten.

Zum Entsetzen aller 19 EU-Minister, die gegen die Zulassung stimmten, hat er den Befehl leider befolgt. Es gab noch drei weitere Enthaltungen. Nur die fünf Minister der Länder Spanien, England, Schweden, Finnland und Estland stimmten im Brüsseler Ministerrat für die Zulassung von Gen-Mais 1507. Diese fünf Stimmen gegen 19 haben ausgereicht, um den Anbau tatsächlich zuzulassen. Die 19 Gegenstimmen seien keine „qualifizierte Mehrheit“, berichteten die Medien. Das bedeutet, jede Stimme eines Ministers wird nach der Anzahl der wahlberechtigten Bürger(innen) seines Landes gewichtet. Das Tragische hierbei: Es hätte tatsächlich nur die Stimme Deutschlands beziehungsweise die eindeutige Meinung seiner Wahlberechtigten richtig vertreten werden müssen, um eine Ablehnung von Gen-Mais 1507 zu erreichen.

Ich frage mich, ob Minister Friedrich gegen die Anweisung seiner allmächtigen Bundesmutter mit seinem „persönlichen Nein“ gestimmt hätte, wenn er gewusst hätte, dass er drei Tage später sein Amt niederlegen würde, auch wieder auf Druck der genannten Dame. Er hätte sich für viele zum Helden machen können – egal ob mit oder ohne folgenden Rücktritt. Die Enthaltung ist eine Schande für die deutsche Demokratie und ein Betrug an seinen Bürger(inne)n, die selten so deutlich ihre Meinung vertreten wie in diesem Fall. Ich sehe hier außerdem eine riesige Volksverdummung für die Menschen in ganz Europa: Trotz massiver Ablehnung von Gen-Dreck in der Landwirtschaft werden Mehrheiten in allen Gremien überlistet, ignoriert und umdefiniert. Wo ist da noch Demokratie zu erkennen? Es wird Zeit, dass sie wieder dorthin kommt, wo sie hingehört: zum Volk und auf die Straßen. Es wird Zeit, dass wir sie wieder zu dem machen, was ihre Bedeutung ist. Demokratie ist griechisch und heißt: Das Volk hält die Herrschaft.

Helmut Minkus (parteilos)
 
Fruchtzucker aus Mais ist billiger: Gemäß EU-Entscheidung dürfen Lebensmittel, die mindestens 30 Prozent Zucker durch den viel gefährlicheren Dick- und Krankmacher Fruktose ersetzen, ab 2014 als „besonders gesund“ beworben werden („Strunz“)
 

 
Das Europa-Parlament hat eh nichts zu sagen: Deshalb braucht es auch keine Sperrklausel gegen Leute mit abweichender Meinung („Nachdenkseiten“)

 

Dieses System hat nichts mit Demokratie, Gleichheit, Mitte zu tun

Arbeitslosigkeit ist ein unnatürliches Phänomen des liberalen Kapitalismus. Das ist schon eine wissenschaftliche Tatsache und auch in seiner Folge der Generationen jetzt unbestreitbar. Trotzdem wird weiter immer wieder den Bürgern eingebläut, dass die liberale Marktwirtschaft im Sinne der Zahlensteuerung die einzige Weltanschauung ist – wie zu Adolf Hitlers Zeiten der Nationalsozialismus. Es ist zum Verzweifeln, dass weiterhin und jetzt erst recht einfach nicht eingesehen wird, dass dieses System nichts mit Demokratie, Gleichheit und Mitte zu tun hat.

Bei den Bürgerlichen haben wir das im weiter bestehenden Denken, was sie sind und worauf die meisten warten. Die sind gewaltbereit: Der Bürgerliche sucht nach immer mehr Größe und bringt kein Mitgefühl dafür auf, wie er damit gleichzeitig Schwächere erzeugt. Die Ungleichheit wird also von den Massen selbst erzeugt. Auch mit der Religion gelingt es nicht, ein hemmendes Gewissen zu erzeugen, obwohl Religion doch eigentlich dafür erfunden worden ist und der Maßstab des Gutmenschen sein soll.

Eigentlich müssten Wissen und Geschichte jetzt ausreichen, um diesem Weltelend ein Ende zu setzen, aber nein: Der Mensch geht, wie in der Evolution, immer über Grenzen und macht sich als Homo sapiens dann noch übergroß, obwohl sich im Verhalten tatsächlich das Tierische aller Lebewesen ähnelt. Mir geht es immer wieder aufs Gewissen, wie es mit dem Globus aussieht und weitergeht. Es ist nicht auszuhalten, dass die Massen nicht mehr in wahre Richtungen zu bekommen sind, wegen Irreführungen und Propaganda.

Schon länger ist klar, dass die Menschheit in eine Existenzkrise kommt. Es hat mit politischer Weltrichtung zu tun, ob ein gemäßigter Kommunismus eine solche Existenzkrise besser bewältigen könnte, ob politische Staatsmacht etwa Atomanlagen der Privatwirtschaft verbieten könnte, oder eine Privatmacht wie Russland weiter experimentieren wird.

Günni, der „Mann mit dem großen Hut“
 
Protz-Präsident geflohen: Deutschland hat den Umsturz
in der Ukraine massiv befördert („Spiegel-Online“)
 

 
Schnäppchen-Präsident freigesprochen: Einem zuverlässigen Mann
darf man doch wohl einen Hauskredit gewähren („Spiegel-Online“)
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