638. Bremer Montagsdemo
am 30. 10. 2017  I◄◄  ►►I

 

Der Sturz des kapitalistischen
Weltsystems ist notwendig

Wolfgang LangeEs gibt mal wieder eine „Bertelsmann“-Studie zum Thema Armut. Diese ist weiter gestiegen, allerdings auch der Reichtum. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren in Hartz IV ist so hoch wie noch nie: 14,6 Prozent beträgt ihr Anteil in Deutschland, es sind 110.000 mehr als im Vorjahr. In Bremen ist ihr Anteil mehr als doppelt so hoch: 33 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren müssen von Hartz IV leben. Besonders betroffen sind Alleinerziehende, vor allem Frauen, und ihre Kinder.

Aber wie gesagt: Auch der Reichtum der winzigen fetten Oberschicht ist gestiegen. Die Abgasbetrüger von VW machten fette Beute: Trotz Milliarden an Strafzahlungen stieg der Profit in den ersten neun Monaten dieses Jahres auf 7,7 Milliarden Euro. Das sind 30 Prozent mehr als letztes Jahr. Warum? Weil die Folgen der Krise abgewälzt werden auf die Beschäftigten, die Kommunen, die ganze Gesellschaft – und weil die Ausbeutung immer rasanter steigt!

Das alles schreit nach grundsätzlicher Lösung. Am Sonntag ging in Bottrop ein dreitägiges Seminar zum 100. Geburtstag der Oktoberrevolution zu Ende. 1.050 Teilnehmende, 60 Parteien und Organisationen aus 44 Ländern diskutierten lebhaft über die Lehren der Oktoberrevolution und wie unter heutigen Bedingungen die weltweite Herrschaft des Kapitals gestürzt werden kann. In Russland wurde vor 100 Jahren der Beweis erbracht, dass es möglich ist.

Auch wenn dort heute alles wieder ganz anders und Russland inzwischen ein imperialistisches Land ist, in dem die eigene Bevölkerung ausgebeutet und unterdrückt wird und das andere Länder unterdrückt: In der Oktoberrevolution wurde der Nachweis geführt, dass es möglich ist, die Ketten abzuwerfen. Schon am Tag nach dem Aufstand erließ die junge Sowjetregierung unter Lenins Führung ein Dekret, das die Großgrundbesitzer entschädigungslos enteignete und den Kauf oder Verkauf sowie die Verpachtung oder Vermietung von Boden verbot, da er das Eigentum des Volkes ist.

Der Krieg wurde sofort beendet, die Frauen wurden mit den Männern völlig gleichgestellt. Diese Revolution war entgegen der Darstellung im hiesigen Schulunterricht auch fast unblutig: In ganz Leningrad kamen, beide Seiten zusammengenommen, 41 Menschen ums Leben. Aber dann kam es zum Interventionskrieg: 14 Staaten, die gerade noch gegeneinander Krieg geführt hatten, überfielen das junge sozialistische Land, um den Sozialismus zu zerstören. Aufopferungsvoll verteidigten sich die Revolutionäre. In diesem drei Jahre dauernden Krieg kamen Millionen Menschen ums Leben. Das wird in allen bürgerlichen Medien verschwiegen oder Lenin in die Schuhe geschoben.

Dass der Sturz des kapitalistischen Weltsystems notwendig ist und die Lehren aus dem Sieg der Oktoberrevolution und der viele Jahre späteren Zerstörung des Sozialismus gezogen werden müssen, darüber waren sich alle Teilnehmenden des Seminars einig – nicht nur, um die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen zu beenden sowie die Unterdrückung und die imperialistische Kriege, sondern auch die Bedrohung alles Lebens durch eine globale Umweltkatastrophe. All das lässt keine andere Wahl.

Dieses Wochenende gab es den zweiten verheerende Sturm innerhalb eines Monats, wobei die gemessenen 180 km/h noch ein Lüftchen sind gegenüber den tropischen Hurricans, die mit über 300 km/h, erstmals drei Tage lang und nicht nur über dem Ozean und den Inseln, sondern auch über dem Festland eine Schneise der Verwüstung zogen. Nun tagt, vom 6. bis zum 17. November 2017, die 23. Weltklimakonferenz, diesmal in Bonn. Seit der letzten hat sich die Lage verschärft: Trump (USA) und Erdogan (Türkei) erklärten ihren Austritt aus dem Abkommen. Weltweit fordern ultrareaktionäre Kräfte, in Deutschland die AfD, ihrem Beispiel zu folgen.

Etwa ein Drittel der weltweit 65 Millionen Menschen auf der Flucht mussten wegen Umweltkatastrophen wie Hochwasser ihre Heimat verlassen. Es werden immer mehr. Die Bundesregierung tritt nicht ganz so offen reaktionär wie Trump und Erdogan auf, bewegt sich aber mit leiseren Tönen in dieselbe Richtung: Es gilt, alles und jedes den Profitinteressen der Monopole unterzuordnen. Zum Beispiel ist die Einführung von „Biodiesel“ ein Teil des von Autokonzernen und Bundesregierung inszenierten Diesel-Betrugs: Um 3,5 Millionen Tonnen Palmöl jährlich nach Deutschland einzuführen, werden eine Million Hektar Regenwald gerodet, was massiv zu Umweltzerstörung, Klimakatastrophe und Artensterben beiträgt.

Ebenso die Fleischproduktion in der EU: Für die schnelle und profitable Massentierhaltung werden Millionen Tonnen Soja, vor allem aus Südamerika, eingeführt. Die Hülsenfrucht wird auf einer Fläche von 60 Millionen Hektar angebaut, ebenfalls vor allem nach Abholzung des Regenwaldes. Am 11. November 2017 wollen wir an der Großdemonstration in Bonn unter dem Motto „Unsere Umwelt – unsere Zukunft – unser Widerstand“ teilnehmen. Der Bus fährt am ZOB Bremen um 7:30 Uhr ab, der Fahrpreis beträgt 15 Euro.

Um gegen alle revolutionären Bestrebungen vorzugehen, wappnet sich der Staat der Monopole unter anderem mit dem „Verfassungsschutz“. Jetzt kam heraus: Der faschistische Anschlag von Anis Amri auf dem Berliner Weihnachtsmarkt mit zwölf Toten erfolgte nach Anstiftung eines V-Mannes des „Verfassungsschutzes“! Dieser ganze „Verfassungsschutz“ ist durchzogen von Faschisten. Sein Auftrag ist es, jegliche Gefährdung der kapitalistischen Ordnung zu verhindern, und dazu ist jedes Mittel recht.

Ziel bei der Förderung und Durchführung solcher Anschläge wie in Berlin ist es, die Hetze gegen Asylbewerber und alle Flüchtlinge anzustoßen und schärfere Gesetze für die „innere Sicherheit“ zu erlassen. Gegen faschistische Anschläge wird nichts unternommen, aber das ganze Volk bespitzelt, ausgespäht, videoüberwacht – und die Daten werden auf Vorrat gespeichert. Am 11. November ist eine gute Gelegenheit, auch dagegen auf die Straße zu gehen!

Wolfgang Lange (MLPD)
www.Bremer-Montagsdemo.de – 17:30 Uhr am Marktplatz