Arbeitslosigkeit
Personal-Service-Agenturen
am Ende
Eine der wichtigsten Hartz-Reformen steht vor dem Aus:
Einem Zeitungsbericht zufolge haben fast die Hälfte der 821
Personal-Service-Agenturen wieder dichtgemacht. Dabei sollten die
Zeitarbeitsvermittlungen Zehntausende von Arbeitslosen in feste Jobs bringen.
Hamburg - Einst galten sie
als Herzstück der Hartz-Reformen, nun sind sie eine ihrer größten Pleiten: Die
Personal-Service-Agenturen (PSA). Jede Arbeitsagentur wurde verpflichtet,
mindestens eines der privaten Personalbüros einzurichten, das Erwerbslose gegen
Gebühr an Unternehmen ausleihen soll. Bis zu 30.000 Arbeitslose sollten so als
Zeitarbeiter vermittelt und in Zeiten ohne Job weiter qualifiziert werden.
Tatsächlich waren es bisher gerade einmal 7000. Auch die Hoffnung, die Firmen
würden gute Leiharbeiter schließlich behalten, bewahrheitete sich nur fallweise.
Rund 2000 Arbeitslose kamen durch die Zeitarbeit in feste Jobs.
Waren
noch im Februar 821 PSA bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet, sind es
inzwischen nur noch 442, berichtet die "Financial Times Deutschland". Die
zweijährigen Verträge für die PSA liefen jetzt aus, erklärte eine Sprecherin der
Arbeitsagentur der Zeitung. "Viele Arbeitsagenturen überlegen, ob sie die PSAen
in diesem Umfang brauchen, oder ob das gesetzlich vorgeschriebene Minimum
reicht." Dass immer mehr Personal-Service-Agenturen schließen, läge auch daran,
dass die Vermittlung angesichts der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt nicht
sehr erfolgreich und zu teuer sei, so die Sprecherin.
"Reingeschoben,
was Füße hat"
Doch nicht nur die lahmende Konjunktur und die
Konkurrenz privater Zeitarbeitsfirmen ist Schuld am Versagen der
Leiharbeiterbüros. Bei der Umsetzung des Hartz-Konzepts wurden schwerwiegende
Fehler gemacht. Anstatt die Arbeitsfirmen vor allem dort einzurichten, wo es
auch genügend Stellen gibt, wurden die Büros über die ganze Bundesrepublik
verteilt. Den Zuschlag für die Vermittlung bekamen oft obendrein nicht die
erfahrenen Zeitarbeitsfirmen, sondern jene, die ein besonders günstiges Angebot
machten.
Ob der Bewerber überhaupt für Zeitarbeit geeignet ist, sei
nicht geprüft worden, fügt Michael Kästener von der Zeitarbeitsfirma Manpower
hinzu, die zehn PSA betreibt. "Die Agenturen haben in die PSA reingeschoben, was
Füße hat." Nicht zuletzt war das System überaus anfällig für Missbrauch: Manche
Träger stellten Bewerber zum Monatswechsel für zwei Tage ein, und kassierten so
die volle Pauschale für zwei Monate. Facharbeiter wurden in Putzhelferjobs
vermittelt, oder die versprochenen Fortbildungskurse fielen aus. Inzwischen sind
die Regeln zwar verschärft worden, doch damit ist die PSA nach Meinung Michael
Kästners nur noch unhandlicher geworden. Die Konditionen seien kaum noch zu
erfüllen: "Das ist ein bürokratischer GAU."
Sollten sich die
Arbeitsagenturen tatsächlich mit dem gesetzlichen Minimum von einer PSA pro
Bezirk begnügen, gäbe es bald nur noch 180 dieser Zeitarbeitsbüros. Die Union
will die Personal-Service-Agenturen nach einem Wahlsieg sowieso abschaffen.
Sogar die Gewerkschafter haben sich von der Idee, Arbeitslose durch Zeitarbeit
zu Jobs zu verhelfen, offenbar bereits verabschiedet. "Eine Einrichtung, auf die
man getrost verzichten kann", nannte der hessische Landeschef des Deutschen
Gewerkschaftsbunds, Stefan Körzell, die PSA nüchtern.
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