Lafontaine-Schelte
SPD Brandenburg zieht
Hassprediger-Vergleich zurück
Politiker des Linksbündnisses aus
PDS und WASG gehen in die Offensive: Dem WASG-Spitzenkandidaten Lafontaine
schlage aus den Reihen der SPD "blinder Hass" entgegen, sagte Gregor Gysi laut
einem Zeitungsbericht. Die Brandenburger SPD zog inzwischen die Bezeichnung
Lafontaines als "Hassprediger" zurück.
Chemnitz - Gysi forderte angesichts der zunehmenden Angriffe gegenüber Oskar
Lafontaine mehr Solidarität mit dem früheren SPD-Chef. Er sei über den "blinden
Hass" entsetzt, sagte der PDS-Politiker der Chemnitzer "Freien
Presse".
Die SPD-Spitze wolle es offenbar nicht dulden, dass einer von
ihnen einen Weg gehe, den sie nicht akzeptierten. Die Parteiführung besitze
nicht die Fähigkeit, selbstkritisch darüber nachzudenken, "warum ihnen die
Wählerzustimmung abhanden gekommen ist". Im Unterschied zur SPD sei Lafontaine
sich selbst treu geblieben, sagte Gysi.
Der PDS-Wahlkampfleiter Bodo
Ramelow warf den etablierten Parteien erneut vor, eine "Pogromstimmung" gegen
die erstarkende Linke entfachen zu wollen. Offenbar gebe es große Furcht vor
dem, was sich im linken Parteienspektrum Bahn breche.
Die Brandenburger
SPD hat die Bezeichnung Lafontaines als "Hassprediger" zurückgezogen. "Das war
ein Fehler", sagte Landesgeschäftsführer Klaus Ness heute. Man werde die
Formulierung in der Auseinandersetzung mit "Lafontaines demagogischer Polemik"
nicht weiter verwenden. Die Brandenburger SPD hatte in einem Schreiben an ihre
Mitglieder Tipps für den Umgang mit der neuen Linkspartei gegeben. In dem von
Ness verbreiteten Papier war unter anderem vom "Hassprediger Lafontaine" die
Rede, für den Reformpolitiker grundsätzlich nur Lügner und Betrüger
seien.
"Spiel mit dem Feuer"
Die Grünen übten erneut
scharfe Kritik an Lafontaine. Er fische Wählerstimmen am rechten Rand, "und
dieses, nachdem die NPD in Sachsen in den Landtag eingezogen ist, das ist ein
Spiel mit dem Feuer", sagte Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke heute im
Deutschlandradio Kultur. Die "Zukunftsfähigkeit für Ostdeutschland" werde so
verspielt.
Auch nach der Umbenennung der PDS in "Die Linkspartei" ist der
Namensstreit mit dem Wunschpartner WASG offenbar noch nicht ausgestanden.
WASG-Vorstandsmitglied Thomas Händel verlangte von der neuen Linkspartei in
Westdeutschland einen Verzicht auf das zusätzliche Kürzel PDS. "Darauf bestehen
wir schon. Die Kernaussage war, dass wir das Kind neu betiteln", sagte
Händel.
Im Westen solle sich die Linkspartei auf diesen Namen
beschränken. "Wir wollen der PDS ihre Identität nicht wegnehmen, aber wie wir im
Wahlkampf gemeinsam auftreten, da werden wir noch ein Wörtchen mitreden", sagte
Händel. Die PDS hatte gestern auf einem Sonderparteitag in Berlin mit großer
Mehrheit für eine Namensänderung in "Die Linkspartei" gestimmt. Damit wollte sie
den Weg für ein Linksbündnis mit der WASG bei einer vorgezogenen Bundestagswahl
im Herbst freimachen.
Händel begrüßte die deutliche Entscheidung. "Das
war das, was wir von der PDS erwartet haben." Nach der Namensänderung gibt es
nach seiner Ansicht wegen des möglichen Kürzels PDS aber noch einige Hürden zu
nehmen. "Unsere Leute kandidieren erklärtermaßen nicht gerne oder überhaupt
nicht mit dem Kürzel PDS." Die gewählte Variante sei jedoch eine tragfähige
Grundlage für die Kandidatur von WASG-Mitgliedern auf den offenen Listen der
Linkspartei.
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