Wahlkampf
SPD-Politiker nennt Lafontaine
"Hassprediger"
Die SPD attackiert ihren früheren Vorsitzenden
Oskar Lafontaine immer heftiger. In einem als "Argumentationshilfe" verbreiteten
Papier des Landesverbands Brandenburg wird der Spitzenkandidat des
Linksbündnisses als "Hassprediger" bezeichnet.
Potsdam - In dem vom
Brandenburger SPD-Landesgeschäftsführer Klaus Ness heute verbreiteten Papier
wird Lafontaine Deutschtümelei vorgeworfen. Unter anderem heiße es: "Oskar
Lafontaine hetzt gegen 'Fremdarbeiter' und befürwortet die Folter." Dies seien
keine Ausrutscher, sondern habe System. "Lafontaine ist ein Meister der
Schuldzuweisung und des Ressentiments."
Das Papier sei im Landesvorstand
abgesprochen worden und sei für die Öffentlichkeit bestimmt, sagte Ness auf
Anfrage der Nachrichtenagentur AP. Lafontaine wird weiter vorgeworfen, er
"schwadroniert vom 'deutschen Volk' als einer 'Schicksalsgemeinschaft'. Er
nörgelt über Aussiedler und 'Türken, die in Deutschland leben'. In der
Verwendung englischer Wörter sieht Lafontaine allein die 'geistige Unterwerfung
unter die Großmacht USA'. In welchem Jahrzehnt welches Jahrhunderts leben der
Mann und seine Truppe eigentlich", fragen die Autoren.
An anderer Stelle
ist vom "Hassprediger Lafontaine" die Rede, für den Reformpolitiker
grundsätzlich nur Lügner und Betrüger seien. Außerdem heißt es, Lafontaine und
das geplante Bündnis aus PDS und WASG verrate ihre Wähler, weil es Betriebsräte
und reformorientierte Arbeitnehmer beschimpfe.
Auch zementiere das
Linksbündnis die konservative Mehrheit in Deutschland, weil Union und FDP
regierten, wenn die Linkspartei in den Bundestag einziehe, schreiben die
Brandenburger Genossen.
Auf dem Kasseler Parteitag der WASG hatte
Lafontaine Verständnis für den Frankfurter Polizeivizepräsidenten Wolfgang
Daschner geäußert, der dem Entführer des Bankiersohns Jakob von Metzler mit
Folter gedroht hatte.
Auch die Grünen gingen Lafontaine an. Eine
Koalition "mit dem PDS-Bündnis schließe ich definitiv aus", sagte die
Parteivorsitzende Claudia Roth der Berliner Zeitung. "Die PDS hat keine klare
Grenze zur rechtspopulistischen Stimmungsmache von Oskar Lafontaine gezogen. Wer
die Folter bejaht, gegen die Türkei Stimmung macht und von Fremdarbeitern
spricht, ist für uns kein Partner", sagte die Grünen-Chefin unmittelbar vor dem
Parteitag der PDS. Laut Roth wollen die Grünen lieber in die Opposition gehen,
statt ein rot-rot-grünes Bündnis einzugehen. "Ich gehe doch nicht in ein
inhaltlich fragwürdiges Bündnis nur um der Macht willen", sagte Roth. "Wir
müssen nicht um jeden Preis in die Regierung." Es gebe zwischen den Grünen und
dem Linksbündnis kaum "politische Schnittmengen". Die PDS laufe "mit dem
Füllhorn" durchs Land, sage aber nicht, wie das finanziert werden solle. Auch
das Thema Ökologie komme bei der PDS nicht vor.
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