16.7.2009 | |||||||||
Am Abend geht eine Telefonkette durch Hasenbüren und Seehausen. Christian Bartsch bekommt einen Anruf: "Macht die Fenster zu, da kommt eine Rußwolke auf euch zu." Auch Linda Warnken erhält einen Warnanruf. Die SPD-Kommunalpolitikerin setzt sich ins Auto und fährt die kurze Strecke bis an den Deich gegenüber den Stahlwerken. Dort haben sich bereits zahlreiche Anwohner versammelt. Sie fotografieren die dicke, schwarze Wolke, die sich trotz der fortgeschrittenen Stunde deutlich am dunklen Himmel abzeichnet. Die aktuelle Serie von Staub-Emissionen begann, wie berichtet, in der Nacht vom 25. auf den 26. Juni. Damals verschmutzte eine gelbe Staubwolke Autos und Boote (siehe unten stehenden Bericht). Vor zwei Tagen stieg am Vormittag eine unübersehbare Wolke über den Stahlwerken auf. Und nun kam es vorgestern am späten Abend zum neuerlichen Vorfall. Am Morgen bleibt die Wolke Gesprächsthema Nummer eins. Martina Klusmann ärgerte sich unter anderem über die schwarzen Gartenschuhe, die tags zuvor noch rosa gewesen sind. Über die Staubbelastung durch den industriellen Nachbarn auf der anderen Weserseite sagt sie: "Es ist noch nie so extrem gewesen wie jetzt. Es ist schlimm." Angela Dippel wohnt ein paar Häuser weiter mit ihrer Familie und zwei Hunden am Hasenbürener Deich. Die Biologin macht sich vor allem Sorgen über die möglichen Inhaltsstoffe der Staubwolken: "Ich weiß ja nicht, was alles drin ist." Und Wolfgang Meinrenken, der von seinem Garten in St. Magnus aus auf die Stahlwerke blickt, stellt klar: "Das ist ein regelmäßiger Vorgang." Und er sagt, was viele Hasenbürener denken: "Es macht den Eindruck, als ob Absicht dahintersteckt." Stahlwerke-Sprecher Dirk Helm bestätigt auch den neuerlichen Vorfall. Gegen 22.03 Uhr habe sich das Überdruckventil beim Hochfahren des Hochofens für weniger als eine Minute geöffnet. Wie häufig ein sogenannter Durchstoß vorkommt, konnte er gestern nicht aus dem Stand beantworten. Nach der Häufung derartiger Ereignisse in der jüngsten Vergangenheit sagt er: "Ich verstehe den Ärger der Leute sehr gut." ArcelorMittal habe in den vergangenen Jahren Millionen in den Umweltschutz investiert, einige Projekte liefen noch. "Es ist nicht so, dass wir nichts tun." Über jeden Vorfall werde die Umweltbehörde informiert, beteuert Helm. Im Ressort hat man "bisher keinen Anlass, daran zu zweifeln", dass die Stahlwerke mit offenen Karten spielen. Die Fachabteilungen betreiben gemeinsam mit den Stahlwerken Ursachenforschung. Laut Ressortsprecher Michael Ortmanns gehört dazu auch die Frage, ob das Netz an Messstationen ausreicht. Die Frage aus den Reihen der Betroffenen, ob eine Videoüberwachung des Ausstoßes notwendig sei, konnte Ortmanns gestern nicht beantworten. |
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