30.4.2008 | |
Derzeit lebt die Familie behelfsmäßig und verstreut bei Freunden, aber das sei eben auch nur vorübergehend möglich. "Fünf Monate haben wir nach einer Wohnung gesucht - ich bin froh, dass wir dieses Angebot jetzt haben." Meist seien es die kleinen Kinder gewesen, die die Vermieter abgeschreckt hätten. Und andere seien abgesprungen, als sie erfuhren, dass die Miete von der Bagis kommt. "Jetzt haben wir endlich einen Vermieter, der beides akzeptiert", freut sich Anke K. So unterschrieb sie den Mietvertrag. Der Tochter (22) und den beiden Enkeln (2 und 5) will die dynamische Großmutter auf diese Weise das "Hotel Europa" in Hastedt ersparen, in dem die Bagis die Familie bei Bedarf eingemietet hätte. "Die kleinen Kinder zusammen in einem Hotel mit Alkoholikern und Junkies - das mach ich nicht mit." 600 Euro Kaltmiete soll die Wohnung kosten. Damit ist sie aus Sicht der Stadtgemeinde knapp 200 Euro zu teuer. Zudem verlangt der Vermieter die üblichen zwei Monatsmieten Deponat, die die Bagis auch nicht als Darlehen tragen will. Ein "automatisches Anrecht" darauf gebe es auch nicht, betont Bagis-Sprecherin Angela Wessel. Diese Entscheidung müsse stets im Vorfeld der Vertragsunterzeichnung geklärt werden. Anke K. dagegen habe die Bagis vor vollendete Tatsachen gestellt und damit eventuelle Ansprüche verwirkt. Angela Wessel weiter: "Unsere Kundin hat eine Wohnung angemietet, die deutlich zu teuer ist. Und es ist jetzt schon absehbar, dass da Folgekosten auflaufen, die die Familie nicht tragen kann." Die Sorge: Die Miete oder Nachzahlungen für Heizung, Strom und Wasser könnten Löcher in die Haushaltskassen reißen und zu neuen Ansprüchen gegenüber der Bagis führen. Daher sei es auch zu kurz gerechnet, nur Kaution und Hotel-Kosten gegenüberzustellen. Bis zuletzt habe die Bagis sich bemüht, gemeinsam mit Anke K. nach einer angemessenen Wohnung zu suchen. Martin Lühr, Arbeitslosenberater bei der agab in der Waller Grenzstraße, empfiehlt daher: Bei Zweifeln an der Angemessenheit einer Miete niemals ohne Rücksprache mit der Bagis einen Mietvertrag unterzeichnen. "Aber ein echtes Problem ist, dass die Berater nicht erreichbar sind", so Lühr. Das sei besonders problematisch, weil meist die Zeit zur Vertrags-Unterzeichnung dränge. Anke K. will zum 1. Mai umziehen. Das Geld für das Deponat leiht sie sich nun woanders. "Wir haben gar keine andere Wahl", sagt sie. Dass sie die Miete auf Dauer bezahlen kann, daran hat sie keinen Zweifel: Sie selbst arbeite, die Tochter verdiene in ihrer Ausbildung etwas dazu. Für die höhere Miete, da ist sie sicher, reicht das. |
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