15.12.2007

Vorwurf gegen Fallmanager: Fahrlässige Tötung
Anklage im Fall Kevin soll über hundert Seiten lang sein / Auch Amtsvormund muss sich verantworten

Von unserer Redakteurin
Rose Gerdts-Schiffler

BREMEN. Nach unbestätigten Informationen hat die Staatsanwaltschaft Bremen die über hundert Seiten umfassende Anklageschrift gegen den ehemaligen Amtsvormund des grausam ums Leben gekommenen Kevin sowie gegen den Fallmanager des Jungen fertiggestellt.Beiden Männern wirft die Anklage nach Informationen unserer Zeitung "fahrlässige Tötung durch Unterlassen" vor. Fachleute erwarten einen juristisch schwierigen Prozess, da es sich nicht um die eigentlichen Täter handelt.Zur Erinnerung: Seit Ende Oktober verhandelt das Schwurgericht II am Landgericht gegen den 42-jährigen Ziehvater des Jungen. Er muss sich wegen Totschlags verantworten. Der drogenabhängige Mann soll Kevin so oft misshandelt haben, dass der Junge seinen Verletzungen erlag. Der genaue Todeszeitpunkt steht bis heute nicht fest. Der Ziehvater, der sich nach dem Tod von Kevins Mutter um das Kind "kümmerte", schweigt zu allen Vorwürfen. Monatelang hatte ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss den Fall aufzuarbeiten versucht und war dabei auf erhebliche Mängel in der Jugendhilfe gestoßen. Während sich damals Kevins Amtsvormund den Fragen der Parlamentarier stellte und unter anderem auf seine extrem hohen Fallzahlen verwies, fiel die Befragung des Fallmanagers aus. Ein Arzt hatte ihn krankgeschrieben.

© Bremer Tageszeitungen AG



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