26.2.2007 | |||||||||
Die Kluft zwischen Arm und Reich sei in vielen EU-Staaten gewachsen, heißt es in dem Bericht. Das steigere bei vielen Bürgern auch Stress, Fettleibigkeit und Drogenkonsum. Die Entwicklung verstärke zudem das Risiko psychischer Erkrankungen und von Verbrechen. Die EU-Kommission will mit dem Papier ihrer Politikberater eine breite Debatte über die soziale Wirklichkeit in Europa anregen. Diese gibt den Experten zufolge vielfachen Anlass zur Sorge. Neben Problemen der Umweltverschmutzung und wachsenden Verstädterung nehmen sie vor allem die Armut in den Blick: "Die Statistiken zeigen, dass Europa ein ernsthaftes Armutsproblem hat." 72 Millionen Bürger - das sind 15 Prozent der EU-Bevölkerung - lebten mit einem Armutsrisiko, weitere 36 Millionen seien gefährdet. Dabei wachse die Gefahr, dass Armut von einer Generation zur nächsten vererbt werde. 12 der 72 Millionen Europäer mit Armutsrisiko seien Ältere. Aber auch viele Alleinstehende unter 30 Jahren kommen dem Bericht zufolge kaum über die Runden: In Großbritannien seien es 37 Prozent dieser Gruppe, in Deutschland sogar 42 Prozent und in den Niederlanden 49 Prozent. Hinzu komme, dass fast jeder fünfte Jugendliche unter 18 Jahren mit einem Armutsrisiko aufwachse: Das sind 18 Millionen in einer Gruppe von 94 Millionen jungen EU-Bürgern. "In den Gesellschaften mit der größten Ungleichheit ist das Armutsrisiko am höchsten", führen die EU-Fachleute aus. "In vielen EU-Ländern glaubt Umfragen zufolge eine deutliche Mehrheit der Bürger, dass die Kluft zwischen Arm und Reich zu groß ist", stellt der Bericht weiter fest. In mehreren Ländern, darunter Deutschland und Großbritannien, habe sich diese Schere weiter geöffnet. Ein britischer Unternehmer, der vor 20 Jahren rund 30 Mal so viel verdient habe wie einer seiner Verkäufer, kassiere heute das 100-fache des Gehalts seines Angestellten. Der Bericht gibt auch Umfragezahlen von 2006 wieder, wonach 81 Prozent der Menschen in der Europäischen Union mit ihrem Leben zufrieden sind. Die größte Zufriedenheit verspürten dabei die Dänen, die gleichzeitig bei der allgemein wachsenden Pro-Kopf-Verschuldung einen Spitzenplatz einnahmen. Zugleich wüchsen aber Stress und psychische Probleme bei jenen, die in der Konsumgesellschaft nicht mithalten könnten. Die Folge seien häufig Alkoholmissbrauch, Drogenkonsum und unsoziales Verhalten. Zudem führe die Ungleichheit dazu, dass die Gesellschaft vorhandene Talente nicht genügend nutze. |
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